Da hat jemand sichtbar viel Geld in die Hand genommen, um aus dem ehemaligen Domizil des Leiters eines Fuldaer Bahnausbesserungswerks (!?), später öffentlicher Berghütte, ein schickes Hotelchen in luftigen 835 m über NN gleich unterhalb der Milseburg zu machen. Was den Komfort und die Ausstattung der Zimmer sowie die gesamte, wie aus "LandLust" ausgeschnittene Optik dieser Property angeht, ist das sehr gelungen. Selbst für den urbanen Hektiker, der hier für kostbare 24, 48 oder 72 Stunden kurz mal eben in die gesunde Rhönluft eintauchen und sich den richtigen Powermix aus kleinem Luxus und großer Natur abholen will, ist vorbildlich gesorgt. Selten waren in so einem kleinen Zimmer so viele perfekt platzierte Steckdosen, die begierig auf den Anschluss von iPhone oder Laptop warteten, die man hier doch eigentlich gar nicht dabei haben sollte, selten versprühte so viel dezentes Downlight an der Decke einen kleinen Hauch von Hilton, und die Betten sind wundervoll. Dann wird es allerdings auch schon etwas problematisch. Denn von dem vielen Geld, das da jemand in die Hand genommen hat, ist ersichtlich ein wesentlicher Teil bei einer besonders cleveren Truppe von Werbedesignern gelandet mit dem Auftrag, dieses kleine Objekt durchzubranden und zu verkonzepten, bis die Wasserkuppe wackelt. Wo immer man im Lothar-Mai-Haus geht und steht, der stilisierte, mit grobem Stift gezeichnete Rhönadler, nie ohne das „LMH“-Symbol, ist schon da, sodass man bei einem mehrtägigen Aufenthalt durchaus ein bisschen Markenparanoia entwickeln kann. Die Auswüchse der Konzeptsucht sind auf der Speisekarte des Restaurants zu besichtigen, und da wurde es dann für unseren Geschmack wirklich zu bunt. Man hat sich nämlich vorgenommen, die eher bodenständigen Gerichte - die, soweit wir sie genossen haben, handwerklich in Ordnung waren, aber keine Postkarte nach Hause lohnten - durch maximalverpeilte Namen zu adeln, die selbst die komplett humorlose, aber auf Originalität mit dem Holzhammer spezialisierte Berliner Gastronomie niemals hätte erfinden können. Eine arme (und auf dem Teller etwas trocken geratene) Bachforelle wird da zum „Rhöner Hai“, eine gefüllte Schnitzeltasche – was immer genau das sein mag – firmiert unter „LMH La(u)chsack“, die Rinderroulade wird zur „Gewickelten Kuh“ abqualifiziert und - irgendwie der traurige Höhepunkt der Gastro-Nomenklatur – eine Kalbsleber auf Kartoffelpüree führt den unseligen Namen „LMH Organspende“. Igitt. Nur bei der Bratwurst war es wohl in der Kreativagentur ein bisschen spät geworden, die heißt nämlich ganz einfach „LMH Bratwurst“ – dem Himmel sei Dank für kleine Wohltaten. Man kann das ja alles richtig gut finden und könnte Besseres zu tun haben, als - wie hier - daran herumzumäkeln. Wir wurden allerdings den Eindruck nicht los, dass ein Teil der Branding-Investition sinnvollerweise in die Anwerbung von mehr/besserem Servicepersonal, namentlich im Restaurant, geflossen wäre. "Corona", mittlerweile zulässige Generalausrede für je
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